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Starts und Landungen angeblich für die Forschung?

 
Auf eine Anfrage der Bürgerinitiative Braunschweig (BIBS) zur Nutzung der verlängerten Rollbahn des Flughafens Braunschweig-Wolfsburg teilte die Verwaltung der Stadt Braunschweig am 15.11.2012 unter der Nummer 8571/12 folgendes mit:

1. Wie viele Starts unter Benutzung des erweiterten Teils der Landebahn wurden bisher von oder für VW vorgenommen?

"Seit Anfang dieses Jahres wurden insgesamt 23 sog. „Außenstarts“ von oder für VW nach § 25 LuftVG genehmigt und durchgeführt."

2. Wie viele Starts unter Benutzung des erweiterten Teils der Landebahn wurden bisher seitens DLR vorgenommen?

"Das DLR hat mit seinen Forschungsflugzeugen in diesem Kalenderjahr 270 Flugbewegungen für Forschungsflüge durchgeführt. Unter Benutzung des erweiterten Teils der Landebahn wurden 4 Forschungsflüge vorgenommen.

Dabei ist zu bedenken, dass Forschungsflüge nach Angaben des DLR jeweils ein geschätztes Vierteljahr zur Vorbereitung des Einsatzes und ca. vier Monate zur Nachbereitung benötigen. Die Anzahl der Forschungsflüge als solche sagt damit nichts über die Qualität der betreffenden Forschungsprojekte aus, für die die jeweiligen Flüge ergänzend notwendig sind. Eine außerordentlich lange Vor- und Nachbereitungsdauer kann durchaus einer sehr kurzen Flugeinsatzdauer gegenüberstehen."

3. Und wie viele Starts anderer Nutzer über 1. und 2. hinaus wurden unter Benutzung des erweiterten Teils der Landebahn bisher unternommen?

"Bislang wurde noch für ein weiteres Unternehmen ein Außenstart genehmigt und daraufhin durchgeführt."


Anmerkungen

Der Airbus A320 des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt benötigt die Verlängerung der Rollbahn des Braunschweiger Flughafens nicht. Das Luftfahrzeug ist beispielsweise am 8.10.2012 um 14:03 Uhr lokaler Zeit zu einem fünfeinhalbstündigen "Forschungsflug" von Braunschweig nach Tromsö/Norwegen und zurück ohne Zwischenlandung von der seiner zeitigen kurzen Rollbahn gestartet, als die Bahnverlängerung noch nicht in Betrieb genommen worden war.

Der gesamte Flug kann unter LFO94RA im Zeitraffer verfolgt werden.

Laut NOTAM (Mitteilung für Luftfahrer) vom 23.10.2012 09:58 Uhr ist die Verlängerung der Rollbahn seit diesem Zeitpunkt permanent in Betrieb. Der alte Taxiway (Rollweg) A wurde geschlossen und der neue Taxiway A zum östlichen Ende der Rollbahn wurde freigegeben. Alle Luftfahrzeuge sind daher gezwungen, die verlängerte Rollbahn zu nutzen. Wenn nun vom Airbus A320 des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt berichtet wird, das Luftfahrzeug sei auf der langen Rollbahn gestartet, so gilt dies ebenso für die Starts aller anderen Luftfahrzeuge und stellt keine Besonderheit dar.

Die Verwaltung der Stadt Braunschweig hat am 15.11.2012 mitteilt, dass „das DLR mit seinen Forschungsflugzeugen in diesem Kalenderjahr 270 Flugbewegungen für Forschungsflüge durchgeführt“ hat. Bei den in diesem Jahr von der Flughafen Braunschweig-Wolfsburg GmbH erwarteten 32.000 Flugbewegungen entsprechen die 270 Flugbewegungen der Luftfahrzeuge des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt gerade einmal 0,84% aller Flugbewegungen am Braunschweiger Flughafen.
Die Bürgerinitiativen Braunschweig gegen die Verlängerung der Start- und Landebahn des Braunschweiger Flughafens hatten zuvor in vorsichtiger Abschätzung von einem Anteil von ca. 2% der Flugbewegungen des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt an der Gesamtzahl der Flugbewegungen gesprochen. Die Flughafen Braunschweig-Wolfsburg GmbH hatte zur Begründung des Flughafenausbaus für die Volkswagen AG dagegen das angebliche „öffentliche Interesse“ am Flughafenausbau aufgrund der vorwiegenden Nutzung des Flughafens Braunschweig-Wolfsburg durch die Luftfahrtforschung betont. Der Aufsichtsratsvorsitzende der Flughafengesellschaft Manlik (u.a. Gauleiter und Abteilungsleiter für Seifenkisten) erklärte jedoch trotz eines Anteils der Flüge des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt an der Gesamtzahl der Flugbewegungen von weniger als 1%: „Das DLR als einer unserer Hauptnutzer hier am Platz …". (Sendung des NDR Fernsehens „Kahlschlag am Flughafen“ vom 1.10.2009).

7.12.2012

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