Mitteilung des Koordinators der Initiativen Fluglärm in Mainz und Rheinhessen, Dietrich Elsner, vom 27.12.2014
Liebe Freunde,
diese kurze Einführung in den
Lobbyismus, lohnt sich immer wieder zu sehen, um uns klar zu
machen, womit wir zu tun haben.
https://www.youtube.com/watch?v=TQthufDr2Ks
Auf unseren Weihnachtsgruß mit der Kippelkarten an einige Berliner
Politiker habe ich folgenden Wunsch geschrieben: "Ich wünsche
mir Politiker, die ihre Entscheidungen nicht an der Zielsetzung
der mächtigen Luftverkehrswirtschaft, sondern an den
Bedürfnissen der Menschen ausrichten und die Menschenrechte
achten."
Das ist wohl das genaue Gegenteil dessen, was professionelle
Lobbyisten den Abgeordneten flüstern.
Im Rückblick auf das letzte Jahr sind wir aber erheblich weiter
gekommen. Es gibt kaum mehr eine politische Institution, der das
Lärmproblem nicht bewusst ist.
Das Kindermodul der Nora-Studie hat entgegen der Hoffnung
der Luftverkehrsindustrie dokumentiert, dass Grundschulkinder aus
gesunden sozialen Verhältnissen, am Ende des zweiten Schuljahres
bereits drei Monate Rückstand in ihrer Lesefähigkeit
haben, wenn sie unter einem Durchschnittsschallpegel von 60
Dezibel leiden, gegenüber den Kindern die mit Dauerschallpegel von
"nur" 40 Dezibel belastest sind.
Dieser Rückstand wird natürlich nicht nur beim Lesen auftreten,
sondern ebenso bei allen anderen Fächern auch. Um diesen
fürchterlichen Effekt nicht noch deutlicher heraus arbeiten zu
müssen, hat man darauf verzichtet, diese Lernverzögerung mit
Schulen zu vergleichen, die frei von jeglicher Flug- und sonstiger
Lärmbelastung sind.
Hinzu kommt, dass diese Lücke gemessen an den Fähigkeiten
der Kinder immer größer wird. Mit der Verlärmung wird
nicht nur in die Gesundheit der Bevölkerung eingegriffen, sondern
bei unseren Kindern auch in die freie Entfaltung ihrer
Persönlichkeit. Zwei tiefe Eingriffe in die Menschenrechte, unter
weiteren.
Es ist unsere Pflicht diesem schändlichen Verhalten gesetzliche
Riegel vorzuschieben. Wir brauchen gesetzliche Lärmobergrenzen,
die nach aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen die Gefährdung
von Leib und Leben ausschließen und für jeden einzelnen Menschen
gleichermaßen gelten.
Die regelmäßigen Demonstrationen im Terminal des Frankfurter
Flughafens haben einen erheblichen Anteil daran, dass unser
Problem nicht nur am Flughafen und in der hessischen
Landesregierung ein tägliches Thema ist, sondern ebenso in Berlin
und Brüssel. Die ganze Welt schaut auf uns. Unsere andauernden
Aktionen schwächen die Möglichkeiten der Lobbyisten der
Luftverkehrswirtschaft, auf den Gesetzgeber einzuwirken. Diese
unsere Wirkung auf den Gesetzgeber können wir erheblich steigern,
wenn jeden Montag wieder mindestens 3.000 Menschen durch das
Terminal ziehen und auf ihre Bedürfnisse aufmerksam machen.
Jeder einzelne Demonstrant verstärkt den Druck, den wir brauchen
um unsere Bedürfnisse durchzusetzen.
Fraport soll sich auf den Fernreiseverkehr konzentrieren, der von
der Region benötigt wird und soll sich von der HUB-Strategie
lösen. Durch moderne mittelgroße Langstreckenflugzeuge, wie A350,
wird sich ohnehin eine Tendenz zu Direktflügen ergeben. Diese
neuen Flugzeuge fliegen genau so schnell, genau so weit und sind
effektiver als die A380. Wer steigt schon gerne um, wenn er sein
Ziel mit einem Direktflug in der halben Zeit erreichen kann?
Airbus prüft bereits, die Produktion dieses Flugzeuges
einzustellen, weil damit kein Gewinn zu erzielen ist.
Kurzstreckenflüge müssen gesetzlich verboten werden. Sie sind
wirtschaftlicher Unsinn und ökologisch in höchstem Maße
gefährlich. Der Wettbewerb zwischen den Anbietern verhindert
ökonomisch und ökologisch vernünftige Lösungen, weil die Preise
bei weitem nicht die Kosten decken. Die Luftverkehrsanbieter legen
bei der Kurzstrecken drauf, um ihre Langstrecken zu verkaufen. Der
Staat subventioniert diese Strecken weil der Luftverkehr mit
erheblich niedrigeren Steuern und Gebühren belastet wird, als alle
anderen Verkehrsanbieter und die belasteten Menschen haben die
gesundheitlichen und ökonomischen Schäden selber zu tragen. Die
Krankheitskosten werden der Solidargemeinschaft angelastet.
Der Schaden, der unserer Gesellschaft durch die Lernverzögerung
unserer Kinder entsteht, ist unermesslich, da sie ihr Potential
nicht voll ausschöpfen können.
Mit der Streichung der Kurzstreckenflüge und Abwanderung der
Zubringerflüge wird sich der Verkehrsbedarf am Frankfurter
Flughafen auf ca. 45% reduzieren. Daraus wird sich eine
Reduzierung der derzeitigen ca. 480.000 Flugbewegungen auf ca.
240.000 ergeben. Mit der Begrenzung der Flugbewegungen auf
380.000, die von den Bürgerinitiativen gefordert wird, steht dem
Frankfurter Flughafen ein erhebliches Wachstumspotential zur
Verfügung, dass für den notwendigen Fernreiseverkehr einzusetzen
ist. Viele derzeitige Probleme in der Luft und am Boden sind
dadurch lösbar. Das Versprechen des früheren Ministerpräsidenten
"Kein weitere Ausbau des Flughafens, außerhalb des (damaligen)
Zaunes" kann eingehalten werden. Weitere Zerstörung und Belastung
des Lebensumfeldes der Menschen können verhindert bzw. rückgängig
gemacht werden. Lärm arme und effektive An- und Abflugverfahren
werden möglich. Heute scheitern sie am Versprechen der DFS, 126
Flugbewegungen pro Stunde zu steuern.
Der Flughafen hätte die Möglichkeit sich zu dem guten Nachbarn zu
entwickeln, den das Management der Fraport immer wieder in Ihren
Zeitungsbeilagen zu sein verspricht.
Nicht der Großflughafen ist der wirtschaftlich/gesellschaftliche
Motor unserer Region, sondern die Kreativität und die
Leistungsfähigkeit jedes einzelnen Menschen.
Mit freundlichen Grüßen
Dietrich Elsner
Koordinator der Initiativen Fluglärm in Mainz und Rheinhessen
BBI-Sprecher www.flughafen-bi.de
Tel.: 06131-5863159